Infos, Links und News zur europäischen Dimension der Zustellbranche.
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Die Länder der Europäischen Union unterliegen zunehmend einer übergeordneten Gesetzgebung. Diese gibt rechtliche Bedingungen für die zusammenwachsende Wirtschaft innerhalb der Mitgliedsstaaten vor. Deshalb wird immer interessanter, welche Forderungen und Aktionen auch Zusteller in nicht deutschsprachigen, aber europäischen Ländern haben und zeigen.
Zustellkonzerne, die im deutschsprachigen Raum aktiv sind, operieren zudem auch im europäischen Ausland. Sie rangeln um die Vorherrschaft auf dem europäischen Markt oder um Marktanteile. Ihre Anteilseigner sind ggf. aus aller Welt.
Ich werde hier deshalb Artikel sammeln und schreiben, die sich auf die europäisch beeinflusste rechtliche Situation für Zustellunternehmen beziehen, die zeigen, was die Zustellunternehmen mit Hauptsitz in einem deutschsprachigen Raum, darüber hinaus in ganz Europa anstrengen, die berichten, wie es dem Personal in nicht deutschsprachigen Ländern geht und die den europäischen Markt für bestimmte Zustellbereiche darstellen.
Folgend stehen die ältesten Artikel unten und die jüngsten oben.
TNT Express will bis 2015 220 Millionen Euro sparen, liest man in den Medien. Dazu schließt TNT Niederlassungen in China und Brasilien, verringert seine Luftfrachtkapazitäten und streicht 4000 Stellen - davon zwei Drittel in Europa. Zugleich soll fast der gleiche Betrag (200 Millionen) in Logistik und Informatik fließen und will TNT Express sich auf Europa konzentrieren.
Bei TNT Express gibt es nun einen neuen Chef, den Niederländer Louis Willem (Tex) Gunning. Zuletzt hatte er das weltweit operierende Unternehmen AkzoNobel N.V. saniert. Gunning ist seit Mai 2011 Aufsichtsratsmitglied der TNT Express N.V.. Der Chefposten bei TNT Express ist seit Ende September 2012 frei, als Marie-Christine Lombard ihn überraschend plötzlich verlassen hat. Den Übernahmeversuch von UPS, gegen den sie sich, laut ftd.de, gesträubt haben soll, hatte sie nicht mehr begleitet, vorübergehend war der Finanzchef Bernard Bot bei TNT Express verantwortlich.
Bei der Auseinandersetzung mit der EU-Kommission ist UPS offenbar an seine Grenzen gestoßen. Die Kommission soll signalisiert haben, dass sie eine Ablehnung der Fusion vorbereite. Ob es überhaupt jemals eine Chance gab oder wo genau die Zugeständnis-Grenze von UPS lag, wird man vielleicht nochmal erfahren. Bislang liest man nur, dass UPS enttäuscht sei, weil sie doch zu großen Zugeständnissen bereit gewesen wären. Vermutlich soll UPS aber wohl einfach nicht die Marktmacht bekommen, um die es UPS aber letztlich bei dem Deal ging.
Was nun aus TNT Express wird, ist offen. Der Aktienwert hat sich heute zeitweise halbiert und FedEx ist offenbar noch nie an TNT Express für ein Angebot rangetreten. Ob sich das nun ändert, wird man sehen. Vorerst macht TNT Express alleine weiter, soll ihr Chef bekundet haben.
UPS darf das TNT-Express-Netzwerk nicht komplett übernehmen, sondern muss Teile davon an einen Konkurrenten veräußern, um Bedenken der EU-Kommission auszuräumen, dass der Wettbewerb auf dem europäischen Markt leiden könnte. Ein erstes Angebot an Fedex war nicht erfolgreich. Fedex war der gebotene Anteil nicht groß genug. Daneben wird von der EU-Kommission geprüft, ob DPD ein geeigneter Käufer von Teilen sein könnte. Sollte man zu dem Schluss kommen, dass DPD das nicht wäre, dann wird UPS Fedex wohl ein neues, besseres Angebot machen müssen.
Nun ist der Deal abgemachte Sache. Am 19.03.2012 wurde bekannt gegeben, dass UPS TNT Express kaufen wird. Kartellrechtlich müssen entsprechende Behörden jedoch noch ihr Okay geben. In manchen europäischen Staaten könnte es zumindest zu Auflagen kommen. Sollte die Fusion zum Abschluss kommen, könnten insgesamt 20.000 Stellen bei UPS und TNT Express in Europa gestrichen werden, schreibt boerse.de. Nicht sofort, aber langfristig würde die Marke TNT Express aus Europa verschwinden, schreibt welt.de.
Tschechiens staatliche Postgesellschaft bekommt ab 2013 mehr Konkurrenz. Dann muss Prag eine Richtlinie der EU zur Liberalisierung des Marktes umsetzen. Česká pošta (ČP) startet daher schon 2012 eine Investitionsoffensive, lässt Paketautomaten aufstellen und Sortieranlagen bauen. Doch auch die privaten Anbieter rüsten sich für den Wettbewerb und verbessern ihre Logistik. Diskussionen gibt es noch um den Ausgleich der Verluste aus dem Universaldienst. [...](Quelle: Post bereitet sich auf schärferen Wettbewerb vor, Gerit Schulze, tschechien-online.org, 13.03.2012)
UPS will den zweitgrößten Paketdienst Europas kaufen und hat ein erstes Gebot abgegeben. Die Führung der TNT Express ist noch nicht verkaufsbereit. Man verhandelt aber weiter. Seit klar war, dass TNTs Expresssparte verkauft werden könnte, weil Aktionäre das mit Nachdruck gefordert hatten, galt UPS als voraussichtlicher Kaufinteressent. Mit den Marktanteilen von TNT Express wäre UPS ein bedrohlicherer Konkurrent der DHL in Europa.
PostNL (ehemals TNT Post und ehemals staatlich) hat nun die Unterstützung eines Staatssekretärs bei ihrem Anliegen, Montags nicht mehr zustellen zu müssen, um Kosten einsparen zu können, aber dennoch als Universaldienstleister akzeptiert zu werden.
Angeblich liefen die Geschäfte der PostNL, weil Emails zunehmend den Brief ersetzten, nicht gut, weshalb Kosteneinsparungen vonnöten seien. Geschäftspost käme am Wochenende eh so gut wie keine rein.
TNT Express will an seinem Hauptsitz fast ein Viertel seiner Arbeitsplätze abbauen, schreibt Handelsblatt heute. Grund sei der Gewinnrückgang im zweiten Quartal dieses Jahres.
Die PostNL (ehemals TNT Post) hat im zweiten Quartal 2011 weniger Gewinn gemacht, obwohl der Umsatz im Ausland, wie beispielsweise in Deutschland stieg.
Die niederländische Postgesellschaft PostNL hat den Verkauf des in Tschechien und der Slowakei aktiven Postdienstleisters TNT Post an die polnische I.D. Marketing abgeschlossen. [...](Quelle: 1, Es handelt sich um einen kostenpflichtigen Artikel, nur der hier lesbare Satz ist frei.)
[...] Das Forum richtet sich an das Management der staatlichen und privaten Postdienstleister in Europa und ermöglicht einen Einblick in die gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Postmarkt. [...] genügend Raum für Diskussionen und Kontaktpflege [...] organisierte Pitney Bowes außerdem einen Besuch bei der TNT Post in Frankfurt. Für viele Teilnehmer war die Tour durch die Produktion eines der Highlights und sie zeigten sich beeindruckt von den durchdachten Arbeitsabläufen. [...](Quelle: 1)
[...] Ab dem 1. Juni wird der Konzern in TNT Express und PostNL geteilt. Nach der Deutschen Post ist TNT der zweitgrößte Post- und Expresskonzern in Europa. [...](Quelle: 1)
[...] Nicht zuletzt wegen der offenkundigen Schwächen gilt TNT Express als Übernahmekandidat [...] Stabilität soll der TNT-Express-Aktie, [...], die bisherige Briefsparte geben. Das ebenfalls gelistete Geschäftsfeld, das künftig Post NL heißt, wird zunächst knapp 30 Prozent halten. Dabei hat der künftige Ankeraktionär selbst zu kämpfen: Der Briefgewinn brach im ersten Quartal um ein Drittel auf 125 Mio. Euro ein. Immerhin, so Analysten, wird das Briefgeschäft noch jahrelang profitabel bleiben. [...](Quelle: 2)
Die bislang widerwärtigste Version der Vorbereitung auf die Liberalisierung des Briefmarkts liefert die Luxemburgische Post. Hier wurden die bisherigen Briefträger zu Gangfolgesortierern und Überwachern umfunktioniert und in ihrer ursprünglichen Funktion durch Teilzeitkräfte und Zeitungsausträger ersetzt. Außerdem wurden die Touren drastisch vergrößert.
Angeblich müsse die Post Kosten drücken, um 2013 gegen Konkurrenz bestehen zu können.
Dass sie aktuell dadurch Kosten senken würde, kann ich nicht erkennen. Wohl aber, was da vorbereitet wird: Erst Innendienst, dann rausgeworfen.
"Bis Ende Mai sollen die beiden Unternehmensbereiche Express und das klassische Postgeschäft in zwei unabhängige Firmen aufgespaltet werden." Der Gewinn beider Sparten ist im ersten Quartal 2011 um je rund 30% eingebrochen.
Die Luxemburgische Post hält sich angeblich nicht an die Zusagen, die sie und das zuständige Ministerium der Zustellergewerkschaft gemacht hatten, um von dieser die Zustimmung für die Postreform zu erhalten. Das Unternehmen wolle statt dessen nun die Rechte der Briefträger beschneiden. Die Bréifdréieschgewerkschaft (Briefträgergewerkschaft) will dies nicht hinnehmen.
In der bereits 03/2010 erschienenen Studie sind Arbeitskosten und Kaufkraft berücksichtigt und Preise entsprechend bereinigt und vergleichbar gemacht. Demnach wäre Anfang 2010 das durchschnittliche europäische Porto für einen Standardbrief 0,77 Euro gewesen, zwei Cent weniger als im Jahr davor.
Vergleicht man die großen europäischen Postkonzerne, steht die Deutsche Post DHL auf dem europäischen Markt am besten da. Ihr gefährlich werden könnte nur die niederländische TNT, die britische Royal Mail und die französiche La Poste sind hingegen hausgemacht entschärft.
Die Royal Mail hat den Anliegern der Sackgasse mitgeteilt, dass keine Briefe mehr zugestellt würden, solange der Terrier da sei. Das ist ein böses kleines Ding. Ich habe gesehen, wie es auf den Postboten losgegangen ist
, sagt ein Anwohner. Der tut nichts
, sagt die Besitzerin.
Die Deutsche Post wird ihre niederländische Selekt Mail an den zweitgrößten niederländischen Briefdienstleister Sandd verkaufen, sofern die Aufsichtsbehörde NMa zustimmt. Sandd bedient derzeit 10% des Marktes, Selekt Mail 6%.
TNT Niederlande verkauft 70% seines Expressgeschäfts. Die Trennung soll bereits im Januar abgeschlossen sein. Dann verlässt auch Peter Bakker TNT. Die Leitung des Expressbereichs übernimmt dann Marie-Christine Lombard und an der Spitze des Briefgeschäfts wird Harry Koorstra stehen.
Das ist überraschend; denn eigentlich wollte sich TNT vom Briefgeschäft trennen, hieß es noch Mitte des Jahres.
TNT will seine tschechische Tochter TNT Post CR verkaufen. Der Artikel dazu muss bezahlt werden, deshalb habe ich keine weiteren Informationen zu der Meldung.
Diese Woche kündigte die britische Regierung ein Gesetz an, dass es ihr ermöglichen wird, die bis dato staatliche britische Post zu veräußern. Unter anderem wird darin geregelt sein, dass die aktuellen Schulden des Unternehmens, in Höhe von 8 Mrd. Pfund, von der britischen Regierung übernommen werden.
Die drei Sparten Filialen, Paketdienst, Briefdienst sollen getrennt angeboten werden, ob per Verkauf oder per Börsengang ist bislang noch offen. Als Interessent für den Erwerb von 30 % des Unternehmens hatte sich bereits im Juni die CVC Capital Partners bekannt. Sie ist auch an der belgischen Post mit 49,9 % beteiligt.
(TNT zeigte sich nicht interessiert und die Deutsche Post gab keine Auskunft dazu.)
An der Filialensparte will das Vereinigte Königreich selbst weiterhin beteiligt bleiben. Mindestens 10 % der Royal Mail werden zudem von den Mitarbeitern gehalten werden.
Die Entscheidung zum Verkauf stößt bei gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern auf Protest. Sie befürchten Filialschließungen und wohl auch sonst allerlei gravierende Einschnitte und Verschlechterungen.
Bis 2013 werden bis zu 15.000 Vollzeit-Mitarbeiter, die bislang pro Stunde 23 Euro verdienen, bei TNT Post ihre Anstellung verlieren. Gegebenenfalls werden sie in bis zu 15-Stunden-Jobs zu 12 Euro pro Stunde neu beschäftigt und verdienen dann monatlich brutto unter 800 Euro. Sortierer werden künftig gar nicht mehr gebraucht, weil die Sortierzentren voll automatisiert werden sollen.
Die Mitarbeiter soll das überrascht haben, weil sie sich vor einigen Wochen noch zu einem Lohnverzicht bereit erklärt hätten und TNT ihnen im Gegenzug versprochen haben soll, dass sie ihre Anstellungen behalten könnten. TNT hatte Medien gegenüber aber auch angekündigt, dass es die Briefsparte abspalten und verkaufen oder separat an die Börse bringen werde, was die Absicht, das Versprechen brechen zu wollen, eigentlich hätte vermuten lassen.
In den Niederlanden gilt übrigens ein Mindestlohn von 1382 Euro für Vollzeitbeschäftigte und für geringfügig Beschäftigte von 8,64 Euro pro Stunde. Letzteres würden die Gekündigten, die nicht weiter bei TNT beschäftigt werden sollten, dann bei den TNT-Konkurrenten, die ebenfalls keine Vollzeitstellen bieten, verdienen können. Pro Monat käme dabei brutto unter 600 Euro raus. Ein solcher Konkurrent ist beispielsweise Selekt Mail, eine 100%ige Tochter der Deutschen Post.
Niederlande: Die Belegschaft der niederländischen TNT soll gestern darüber informiert worden sein, dass alle Sortierer und Zusteller, die mehr als 15 Std./Woche arbeiteten, die Kündigung erhalten.
Niederlande: Der britische Finanzinvestor CVC soll mit 1,5 Milliarden Euro bedeutende Anteile von TNT Post übernehmen wollen. Noch befinden sich TNT und CVC im Stadium der Verhandlung.
Will Griechenland den europäischen Hilfsfond nutzen, muss es Bedingungen erfüllen. Eine ist, dass es Staatsunternehmen privatisiert, also verkauft. Deshalb können nun 39% der griechischen Post gekauft werden. Bislang will sie aber noch keiner haben.
Die Auftragsmenge ist um 7-9 % eingebrochen, deshalb würde TNT in den Niederlanden am liebsten nur noch halb so oft, wie bislang, Briefe zustellen.
Sie verstehen die Rechnung nicht? Kein Wunder; denn TNT-Chef Bakker feilscht.
Gesetzlich vorgeschrieben ist für Universaldienstleister die Zustellung an allen Werktagen, Briefzustellunternehmen würden aber gern die aktuelle Auftragsmenge behalten und zugleich die Zustellkosten minimieren, den Gewinn also maximieren. In den letzten Jahren erschien z.B. immer wieder mal die Pressemeldung, dass auch die Deutsche Post gern einen Zustelltag pro Woche streichen würde. Wahrscheinlich gäb's dann auch wieder das Angebot der teureren Eilpost.
Wenn welt.de heute in einem Interview mit Bakker folgende Eingangsfrage wählt, höre wohl nicht nur ich die Nachtigall trapsen:
[...] Herr Bakker, Sie schauen doch bestimmt auch nicht jeden Tag in ihren Briefkasten. Doch warum brauchen Länder wie die Niederlande oder auch Deutschland an jedem Tag einen Besuch vom Briefträger? [...](Quelle: 1)
Ausgerechnet im Leben eines Journalisten und dem eines hochrangigen Managers, soll so viel Langsamkeit vorkommen? Und gerade sie wollen beseelt sein von dem Wunsch nach noch mehr Entschleunigung? Sind es nicht vielmehr gerade solche Menschen, die uns seit Jahren einreden, dass wir immer schneller leben müssten, weil wir sonst nicht genug Geld verdienten?!
Die eigentlich überraschend langsam aber dennoch stetig versiegende Geldquelle Briefgeschäft kann vorläufig die Taschen noch richtig füllen und optimierende Stellschrauben gäbe es zudem, ist die Botschaft des Interviews. Solche Meldungen locken Investoren herbei, die an einem zeitlich begrenzten, kalkulierbaren, größeren Geschäft interessiert sind, Investoren, wie TNT sie derzeit für seine Briefsparte sucht.
Und was den Briefempfang Bakkers angeht, dürfen wir wohl davon ausgehen, dass sich darum täglich andere kümmern. Insofern wurden wir vom Interviewer nicht betrogen; denn Bakker schaut ganz gewiss selten selbst in einen Briefkasten.
Der Post- und Expresskonzern TNT, mit Hauptsitz in Holland, bereitet gerade zunächst die Abspaltung der Briefsparte vor. Entweder wird man mit ihr separat an die Börse gehen oder sie verkaufen. Dadurch würde dann auch der Weg frei für den Verkauf der Expresssparte.
Hintergrund ist, dass neuere Investoren, die sich vor ein paar Monaten bei TNT eingekauft hatten, zu diesen Schritten drängen. Sie bemängeln den Konglomeratsabschlag, eine hypothetische Wertminderung, der Mischkonzerne ausgesetzt sind.
Würde etwa UPS TNTs Expresssparte kaufen, würde er sich mit einem Schlag vor die, bislang auf dem europäischen Expressmarkt führende Deutsche Post katapultieren; denn er würde zu den derzeit eigenen 17% des internationalen Expressmarktes in Europa noch TNTs 15% hinzugewinnen, hätte dann also 32% gegenüber 24% der Deutschen Post.
Die Aufspaltung soll noch innerhalb 2010 verwirklicht werden. Vom TNT-Konzern übrig bleiben wird letztlich vielleicht nur noch eine Holding, die verbliebene Anteile verwaltet.
Die strategischen Überlegungen hatten gestern zu einem Kurssprung geführt, die TNT-Aktie stieg in Amsterdam um 5,5 Prozent.
So, wie in Deutschland, wo die Deutsche Post das Unternehmen T-Systems offenbar mit der technischen Abwicklung der demnächst startenden Online-Brief-Varianten beauftragt hat und dazu eigene Mitarbeiter zu T-Systems wechseln, werden nun auch bei der skandinavischen Post "Posten Norden" rund 280 Mitarbeiter von Posten Norden in Schweden und Dänemark zum Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Logica wechseln. Logica wird strategischer Outsourcing-Partner von Posten Norden und übernimmt das Applikationsmanagement für 47.500 Endnutzer Posten Nordens, wobei es sich dabei vermutlich um Behörden und Großunternehmen handelt.
Die TNT Niederlande wolle bis 2015, per Streichung von 7000 Stellen, 395 Millionen Euro einsparen, verkündete sie 2008. Mit dieser Vorlage als taktischem Kalkül, ging sie dann in Tarifverhandlungen und bot der Gewerkschaft an, weniger Stellen zu streichen, wenn diese Lohnkürzungen akzeptiere. Die Gewerkschaft wiederum wollte Lohnerhöhungen und ließ sich nicht erpressen. Ab Januar 2010 kriegen die niederländischen TNT-Mitarbeiter deshalb 0,7 Prozent mehr Lohn.
Interessant ist dabei übrigens auch, dass der Artikel, der mich auf das Thema stieß, den Eindruck erweckt, als sei die Lohnerhöhung der Grund für die tausenden Stellenstreichungen.
Die Deutsche Post verkauft auch in Frankreich ihr inländisches Paketgeschäft mit normalen Laufzeiten. Käufer wird wahrscheinlich die französische Investorengruppe Caravelle, die dann 61 Betriebsanlagen und 3700 Mitarbeiter übernehmen würde, heißt es. Die Deutsche Post trennt sich hier aus dem gleichen Grund von der speziellen Paketsparte, wie in Großbritannien und behält auch hier ihr grenzüberschreitendes und zeitkritisches Paketgeschäft selbst.
Die Deutsche Post verkauft DHL Domestic an Home Delivery Network, sofern die Kartellbehörden dem Deal zustimmen sollten. Mit DHL Domestic hatte die Deutsche Post ihr britisches Inlandspaketgeschäft speziell für normale Laufzeiten bedient. Sie trennt sich nun davon, weil es defizitär arbeitet. Home Delivery Network will damit hingegen seinen Marktanteil auf 17% erhöhen. Rund 4700 Mitarbeiter bekommen so einen neuen Arbeitgeber. Der Paketmarkt in Großbritannien unterliegt zum einen starkem Wettbewerb und wird zum anderen nach wie vor von der ehemaligen Staatspost Royal Mail dominiert. Die Deutsche Post behält die Teile ihres britischen Paketgeschäfts, die zeitkritisch und solche, die grenzüberschreitend sind. Im Gegenasatz zu Zumwinkel, der zu seiner Führungszeit international auf Einkaufstour ging, setzt der jetzige Postchef Appel darauf, sich auf profitables Kerngeschäft zu konzentrieren, das Zusammenspiel der Konzernanteile zu optimieren und organisch zu wachsen.
Oktober 2009 streikten die rund 120.000 Mitarbeiter (Gewerkschaft: CWU) der britischen Post und protestierten damit gegen geplante Modernisierung und Stellenabbau.
Laut europäischer Richtlinie kann ein Postunternehmen für eine Universaldienstleistung von der Mehrwertsteuer befreit werden. 2008 hatte die britische Tochter der holländischen TNTvor dem Europäischen Gerichtshof geklagt, weil die Royal Mail in England von der Mehrwertsteuer befreit blieb, obwohl sie längst nicht mehr staatlich war. Der Europäische Gerichtshof stellte klar, dass es in der Richtlinie um den Dienst im Sinne des Gemeinwohls ginge und nicht darum, ob die öffentliche Hand der Besitzer des Unternehmens sei. So wäre dann auch nicht jede Leistung eines Unternehmens von der Mehrwertsteuer befreibar, sondern ausschließlich diejenigen, die dem Gemeinwohl dienten. Dies wäre bei dem sogenannten "Universaldienst" der Fall.
Ende 2008 beträgt das durchschnittliche Porto für Standardbriefe in der Europäischen Union 39 Cent. Genau diese Höhe gabs in Litauen, das niedrigste Porto gab es in Malta und betrug 19 Cent, das höchste Porto gab es in Dänemark und betrug 67 Cent. Dieser reine Betragsvergleich berücksichtigte nicht, wie hoch oder niedrig die Kaufkraft in den jeweiligen Ländern Ende 2008 war, wie weitläufig das jeweilige Land ist, wie die geografischen und infrastrukturellen Bedingungen in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Zustellungen waren und wie hoch die Beförderungsqualität war, also etwa, wie nah der nächste Briefkasten war und wie schnell die Briefe zugestellt wurden. Auch wurden inflatorische Einflüsse auf Währungsumrechnungen nicht relativiert. Das englische und dänische Porto etwa musste in Euro umgerechnet werden. In den bereits vollständig liberalisierten Märkten waren die Porti nicht gesunken, in einem war es sogar gestiegen.
Überall in den Ländern der Europäischen Union wurde und werden die ehemals staatlichen Postunternehmen privatisiert und der Markt für alternative Dienstleister, auch den anderen europäischen Ländern geöffnet. Der lukrative Briefmarkt im Bereich bis 50g hat dabei einen besonders langen Schutz erfahren.
Damit Europa wirtschaftlich zusammenwächst, ist die Öffnung nötig.
Folge war und ist zunächst ein enormes Gerangel der Unternehmen. Die ehemaligen Staatsunternehmen jedes Landes versuch(t)en, ihre Kunden zu halten, die konkurrierenden Dienstleister versuch(t)en, sie abzuwerben.
Angenommen wurde immer wieder, dass durch den Wettbewerb außerdem die Porti sinken und Leistungen verbessert würden. Beides ist nicht eingetreten. Im Gegenteil, die Leistungen der Vergangenheit sind oberste Messlatte geblieben und die Preise sind stagniert oder sogar gestiegen.
Den Wettbewerb bezahlen die Mitarbeiter der untersten Positionen. Deren Löhne sinken immer weiter, ihre Arbeitsdichte steigt immer mehr.
Eine Änderung ist nicht in Sicht, insbesondere auf dem Briefmarkt nicht, der ein annähernd aussterbendes Gewerbe ist, weil die Digitalisierung von Kommunikation und Informationsaustausch immer weiter voran schreitet und die papierne Post verdrängt.
Tatsachen können sich sehr schnell ändern und Quellen missverstanden worden sein.
Überprüfen Sie die Aktualität und Richtigkeit der für Sie besonders wichtigen Infos deshalb stets nochmal selbst.